In erster Linie geht es immer darum, einen Mehrwert für bestimmte Nutzer zu schaffen

Emanuel, du bist der Platform Product Manager bei esurance. Kannst du uns diese Rolle erklären?

Als Platform Product Manager und Product Owner der Core Services entwickle ich ständig unsere Gesamtplattform und gestalte unsere Vision. Die funktionalen Fähigkeiten der Plattform müssen sowohl den aktuellen als auch den zukünftigen Anforderungen entsprechen, ohne zu komplex zu werden. Damit habe ich eine gewisse Sonderrolle unter den Product Ownern, denn ich muss dafür sorgen, dass die verschiedenen Teile unserer Plattform, die verschiedenen Product Ownern gehören, aufeinander abgestimmt sind.

Du arbeitest nun seit mehr als 2 Jahren für esurance. Was war damals deine Motivation, bei esurance einzusteigen?

Im Rahmen meiner Doktorarbeit habe ich eine strukturierte Analyse des InsurTech-Marktes durchgeführt. esurance war eine der vielen InsurTech-Innovationen, die ich im Rahmen dieser Studie untersucht habe. Das Hauptziel dieses Forschungsprojekts war es, ein systematisches Verständnis dafür zu erlangen, wie InsurTechs die Wertschöpfungslogik von linearen Ketten hin zu Wertschöpfungsnetzwerken verändern. Meine Motivation war und ist es, dieses Wissen für die Gestaltung einer InsurTech-Plattform in der Praxis zu nutzen.

Was waren die größten Herausforderungen, denen du dich aus der Produktperspektive stellen musstest?

Zunächst einmal ist die Denkweise und der Ansatz des Design Thinking ein großes Anliegen für mich. Durch die Projekte, die ich mit diesem Ansatz durchgeführt habe, wurde mir klar, dass kein technisches System ohne die soziale Perspektive Sinn macht. Mit anderen Worten: In erster Linie geht es immer darum, einen Mehrwert für bestimmte Nutzer zu schaffen. Dazu muss man sich in deren Probleme und Ziele und in deren Kontext hineindenken. Ohne diese Perspektive lässt sich kein nachhaltiges technisches System aufbauen.

Eine weitere zentrale Herausforderung ist der Weg, den wir mit unserem Produkt eingeschlagen haben. Unsere Plattform war zunächst als Insellösung für einen einzelnen Anwendungsfall konzipiert. Nach und nach kamen über Projekte weitere Anwendungsfälle und Kunden hinzu. Das Design von Plattformen unterscheidet sich von individuellen Einzellösungen dadurch, dass es durch und durch auf Modularität basiert, um die Vielfalt zu erhöhen und die Komplexität zu reduzieren. Das erfordert im Wesentlichen einen Mentalitätswandel von einem Projekt- zu einem Produktunternehmen, dessen Produkt eine konfigurierbare Plattform ist. Die Herausforderung besteht hier darin, eine gute Mischung zwischen schnellen Entwicklungszeiten und langfristiger Skalierbarkeit zu finden: Es kann manchmal verlockend erscheinen, eine schnelle Lösung für einen Einzelfall zu bauen. Dabei darf aber die langfristige Perspektive nicht vergessen werden, und hier zahlt sich manchmal der längere oder komplexere Weg aus. Diese Entscheidung ist nicht immer sofort ersichtlich. Aber genau das macht sie so interessant! Wenn Sie sich für dieses Thema interessieren, können Sie mehr darüber in meinem neuen Buchkapitel lesen.

Bei deiner täglichen Arbeit arbeitest du mit Kollegen aus dem Hub Zürich und mit Teammitgliedern in der Ukraine und in anderen Ländern zusammen. Wie ist es, in einem hybriden Umfeld (remote / offline) zu arbeiten?

Die Zusammenarbeit findet oft online statt, aber es gibt auch physische Besuche. Corona hat unsere Arbeitsweise sicherlich noch mehr in Richtung Remote verlagert, auch in Bezug auf das Team in Zürich.

Wie alles im Leben hat auch diese Verlagerung zwei Seiten. Auf der einen Seite schätze ich die Flexibilität, die mir diese Arbeitsweise bietet. Für intensive konzeptionelle Arbeit arbeite ich lieber zu Hause. Wenn ich den Austausch suche, bin ich im Büro auf der Hardbrücke – oder in einer anderen Umgebung, die Sinn macht.
Andererseits sind persönliche Treffen natürlich wichtig für den schnellen Austausch, und manche kollaborative Arbeit lässt sich vielleicht etwas leichter gemeinsam vor einem physischen Whiteboard erledigen als vor einem Bildschirm.
Alles in allem überwiegen für mich aber die Vorteile dieser flexiblen Arbeitsweise.

Was gefällt dir besonders an der Arbeit bei esurance?

Die Dynamik! Wenn ich zurückdenke, wie viel sich in der Zeit, seit ich hier bin, verändert hat, ist das großartig. Wie ich schon sagte, haben wir mit einem einzigen Anwendungsfall begonnen. Daraus haben wir eine konfigurierbare Vertriebsplattform entwickelt, die von verschiedenen Vertriebspartnern genutzt wird. Natürlich brauchen bestimmte Veränderungsprozesse und Projekte ihre Zeit, und manchmal hätte ich gerne einen Zauberstab zur Hand, um das eine oder andere Inkrement noch schneller ausliefern zu können.

Aber etwas ist vielleicht noch wichtiger: esurance ist ein Scale-up, das heißt, jeder hier kann aktiv gestalten und beeinflussen, wohin die Reise geht. Diese Freiheit und das Gefühl, einen großen Beitrag leisten zu können, sind für mich persönlich besonders wichtig.

Wie siehst du die Zukunft von esurance, wo würdest du gerne Verbesserungen/Veränderungen sehen?

Als Plattform bringen wir verschiedene Interessengruppen wie Endkunden, Produktanbieter und Vertriebspartner zusammen, um wertschöpfende Interaktionen zwischen ihnen zu ermöglichen. Das einfachste Beispiel ist ein Berater, der zusammen mit seinem Kunden eine Kasseninteraktion in einem unserer Shops durchführt, um Produkte von zwei Versicherungsgesellschaften zu bestellen. Die möglichen sinnvollen Interaktionen sind aber keineswegs auf Produktbestellungen beschränkt.

Erstens ermöglichen wir neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Endkunden, Produktanbietern und Vertriebspartnern, indem wir unsere Plattform um zusätzliche Interaktionsmöglichkeiten erweitern. Zum Beispiel gibt es in vielen Pre-Sales-, Sales- und Post-Sales-Situationen verschiedene Bedürfnisse nach sinnvollen Beratungsinteraktionen zwischen Beratern und Endkunden. Zweitens muss die Durchführung solcher Interaktionen für unsere Nutzer einfacher und nahtloser werden, indem die angebotenen Interaktionsmöglichkeiten direkt am Ort der Nachfrage (z.B. in regelmäßig genutzter Software) integriert werden. Drittens wird unsere Plattform proaktiver und datengesteuerter werden. Da es sich bei Versicherungen beispielsweise um komplexe Produkte mit geringem Engagement handelt, können wir unsere Partner und Endkunden mit Interaktionsempfehlungen unterstützen.

Danke Emanuel für deine Zeit!

 

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