Versicherungen vergleichen? Aufpassen!

Die beste Versicherung gibt es nicht. Auch die günstigste Versicherung gibt es nicht. Es gibt nur die für die jeweilige Firma oder Privatperson bestmögliche Versicherung zum bestmöglichen Preis. Doch wie finde ich genau diese Versicherung? Und was muss ich dabei beachten?

Der Preis alleine sagt nichts aus

Vergleichsportale wie Comparis oder Verivox helfen einen ersten Überblick über mögliche Angebote zu schaffen. Angaben über die Kundenzufriedenheit der Anbieter und Preise von möglichen Produkten zeigen auf, welche Versicherungen ein attraktives Angebot offerieren. Aber aufgepasst. Es gibt Versicherungsgesellschaften, die genau für solche Portale Billigangebote lanciert haben, damit Sie im Ranking besser dastehen. Das Problem dabei ist, dass wesentliche Leistungen bei diesen Produkten nicht enthalten sind und somit der Versicherungsschutz ungenügend sein kann. Nicht selten dürfen die Aussendienstmitarbeiter diese Angebote gar nicht verkaufen, da die Leistungen im Quervergleich schlicht ungenügend sind. So hat beispielsweise der Kassensturz bei einem Vergleich von Rechtsschutzversicherungen fast 50 % der Angebote als ungenügend klassifiziert. Somit sind die definierten Leistungen im Vertrag aber insbesondere auch das Kleingedruckte in den allgemeinen Versicherungsbedingungen mindestens so entscheidend wir der nackte Preis.

Und doch ist der Preis relevant

Wer nun den Rückschluss zieht, dass teure Versicherungen grundsätzlich gute Versicherungen sind, der macht trotzdem einen wesentlichen Überlegungsfehler. Im Preis eines Versicherungsangebotes sind immer mehrere Komponenten enthalten. Folgende Fragestellungen haben einen Einfluss auf die Positionierung der Prämie einer Versicherung:

  • Will die Versicherung wachsen oder eher die Margen optimieren?
  • Ist das angefragte Risiko für die Gesellschaft von strategischer Relevanz?
  • Welche Kosten werden für den Vertrieb und den Overhead in das Angebot einkalkuliert?
  • Wann wurden die Leistungen und das Preismodell das letztmals überarbeitet?
  • etc.

Genau diese Überlegungen führen dazu, dass bei identischer Leistung Prämienunterschiede von 50  bis 100 % keine Seltenheit darstellen. Ein Vergleich lohnt sich somit in jedem Fall, denn Versicherungen sind ein relevanter Kostenfaktor in jedem Unternehmen und jedem Haushalt.

Günstiger als die günstigste Versicherung ist keine Versicherung

Bevor Sie sich aber mit der Suche nach der bestmöglichen Versicherung befassen, sollten Sie genau evaluieren, welche Risiken Sie absichern möchten. Bekanntlich sind Versicherungen keine Wohltätigkeitsorganisationen und wollen daher mit jedem Versicherungsabschluss auch Geld verdienen. Vor dem Entscheid für eine Versicherung, sollten Sie also genau analysieren, welche Risiken für Sie relevant sind. Erst im Anschluss können verschiedene Offerten eingeholt und verglichen werden.

Vor jedem Abschluss einer Geschäftsversicherung sollten Sie sich immer folgende Fragen stellen:

  • Könnte meine Firma im Schadenfall XYZ in Zahlungsschwierigkeiten geraten?
  • Könnte ein ein Schadenfall XYZ das wirtschaftliche Ergebnis meiner Firma wesentlich beeinflussen?
  • Müsste ich bei einem Schadenfall XYZ meine Wachstumsstrategie anpassen?
  • Bin ich bereit, die Folgen aus einem Schadenfall XYZ selber zu tragen? Und wenn ja, bis zu welcher Summe?

Für Privatpersonen stellen sich analog ähnliche Fragen:

  • Gerate ich im Schadenfall in Zahlungsschwierigkeiten?
  • Kann ich im Schadenfall meinen Lebensstandard halten?
  • Leiden Dritte (z.B. Familienangehörige) im Schadenfall unter ungenügenden Leistungen?
  • Bin ich bereit, die Folgen aus einem Schadenfall selber zu tragen? Und wenn ja, bis zu welcher Summe?

Und wie kann ich als Laie mögliche Risiken selber einschätzen?

Das ist wohl die Gretchenfrage. Bei esurance beobachten wir folgendes Phänomen: Tendenziell versichert der Laie vor allem Risiken, die Ihm emotional nahe stehen (zB. Autoversicherung). Solche Sachwerte werden dann oft auch übertrieben abgesichert. Das liegt auf der Hand, denn dort kann der Laie die Risiken auch selber gut einschätzen. Wenn er als Lenker einen Totalschaden verursacht, kostet ihn das X Franken. Das ist trivial. Was für den Laien schwieriger einzuschätzen ist,  sind die Folgen aus Schäden an Dritten, sogenannte Haftpflichtschäden. In solchen Fällen empfehlen wir den Beizug von einem unabhängigen Berater. Er kann Ihnen helfen, die Risiken fundiert und faktenbasiert einzuschätzen. Wir empfehlen Ihnen darauf zu achten, dass der Berater in der Vergangenheit bereits ähnliche Fälle bearbeitet sowie Zugriff auf Kompetenz hat. Darunter verstehen wir Zugriff auf eine Datenbank, die ähnliche Risiken und mögliche Schadenfälle abbildet.

Wie finde ich die für mich beste Versicherung?

Sie haben mehrere Möglichkeiten eine Versicherung abzuschliessen. Sie können einem bekannten Versicherungsagenten vertrauen, selber mehrere Offerten einholen und vergleichen oder bei der Evaluation und dem Vergleich auf die Unterstützung von einem neutralen Experten zählen. Der Agent kann meist nur auf die Produkte und Angebote der eigenen Gesellschaft zurückgreifen und daher meist nicht das beste Angebot im Markt offerieren. Wenn Sie selber verschiedene Angebote vergleichen, müssen Sie sich mit dem Kleingedruckten in den allgemeinen Versicherungsbedingungen befassen und somit viel Zeit in den Vergleich investieren. Die Vertragsbedingungen sind jedoch nicht einfach zu interpretieren und mit vielen Fachbegriffen geschmückt. Ein neutraler Experte respektive ein Versicherungsbroker übernimmt für Sie diesen Aufwand und erstellt übersichtliche Vergleiche. Ein neutraler Versicherungsbroker hilft Ihnen somit viel Geld und Zeit einzusparen. Entscheidend ist, dass der Broker mit vielen Versicherungsgesellschaften zusammenarbeitet und die Mitarbeiter gut ausbildet sind. Die Kompetenz eines Brokers können Sie mit folgender “Faustregel” messen: Achten Sie darauf, dass Ihre persönliche Risiken und Bedürfnisse im Vorfeld analysiert werden. Wenn eine solche Analyse nicht stattfindet, besteht die Gefahr, dass der Broker oder der Agent sich hauptsächlich auf den Verkauf eines Versicherungsprodukts fokussiert. Ihre Bedürfnisse sollten in den Vordergrund gestellt werden.

Welches sind die grössten Stolpersteine beim Abschluss einer Versicherung?

Offensichtlich ist der Vergleich von verschiedenen Versicherungsofferten keine einfache Angelegenheit. Beim Vergleich von unterschiedlichen Angeboten sollten Sie daher zumindest die vier nachfolgenden Fragen mit “ja” beantworten können. So können Sie sicher sein, dass Sie eine gute Lösung für Ihr Risiko gefunden haben.

  1.  Wurden mögliche Risiken vollständig evaluiert? (nicht nur Sachschäden sondern vor allem auch Schäden an Dritten)
  2.  Entsprechen die Deckungen dem effektiven Risiko?
  3.  Sind die Selbstbehalte und Versicherungsleistungen bei allen Angeboten vergleichbar und für mich relevant?
  4.  Ist die Laufzeit der Versicherung angemessen? Ist ein jährliches Kündigungsrecht eingeschlossen?
  5.  Hält die Prämie einem Konkurrenzvergleich stand?
  6.  Gibt es besondere Vertragsbedingungen, die ich berücksichtigen muss?

Auch nachdem man sich definitiv für eine Offerte entschieden hat, ist ein Abschluss der Versicherung noch nicht garantiert. Mit sogenannten Antragsfragen prüfen die Versicherungsgesellschaften, ob Sie die den Vertrag mit Ihnen auch wirklich eingehen möchten. Nicht jedes Risiko ist erwünscht. Dies ist insbesondere bei Personenversicherungen (z.B. Krankentaggeld, Unfallversicherungen, Krankenkassenzusatzversicherungen, etc.) eine zentrales Element. Dabei wird geprüft, ob die gesundheitlichen Voraussetzungen ein spezielles Risiko darstellen. Aber auch bei Sach- und Haftpflichtversicherungen spielt die Schadenquote der letzten Jahre  eine wichtige Rolle. Eine Versicherung gilt somit  erst dann als abgeschlossen, wenn die Versicherungsgesellschaft den Antrag auch akzeptiert hat. Je nach Ausgangssituation kann es äusserst schwierig oder gar unmöglich werden, eine geeignete Versicherung zu finden.